Frühling | |
Aus kahlem Geäst der erste Frühlingsvogel im Januarwind. | Schnee, Hagel, Regen Die Frühlingssonne spiegelt in großen Pfützen. |
Der kleine Lichtfleck im Februarnebelgrau wie Himmelslächeln. | Baumdiamanten an flechtengrünen Ästen. Der große Regen. |
Vom kleinem Fink dort, und immer noch kein Frühling, nur tristes Piepen. | Rheinabwärtstreibend taucht langrückhals ins Wasser der schwarze Kormoran. |
Kein warmer Windhauch. Die kahlen Äste frösteln noch Anfang April. | Die rote Sonne Am kalten Aprilabend Ach, komm mich wärmen! |
Zarter Blumenwind. Auf winterkahler Erde ein paar Schneeglöckchen. | Im Frühlingsgrün liegt Der frisch gepflügte Acker. Die braunen Furchen. |
Die langen Gräser Im seichten Frühlingswinde Ein leichtes Rauschen. | Rot-weiße Tulpen Fast wie ein Mapplethorpe, ach, So volle Blüten!. |
Löwenzahnblüten In saftig grünen Wiesen So gelb, so gelb, ach! | Das Wiesenschaumkraut Auf frühlingsgrünen Wiesen So leicht und duftig. |
Vorsicht zerbrechlich! Chinesisches Porzellan Der weiße Himmel. | Die Bergradfahrer Beim Strampeln kommen sie, ächz! Ganz außer Atem. |
Kastanien blühen Im Grün ein zartes Röteln Die Himmelskerzen. | So kalt, so kalt, ach! Da hocken nass und träge Die Nebelkissen. |
Es geht ein Wind heut Verblättert die Geschichte. Wo geht sie weiter? | Baumblätter zotteln Zu früh und schnell gewachsen Die grünen Zungen. |
Die Nebelnester Sie hocken still und träge Dort in den Büschen. | Schau diese Knospe ein kurzer Sonnenstrahl nur Bis sie sich öffnet. |
Ein Frühlingsregen Es riecht nach feuchter Erde Und Mandelblüten. | Es ist so still heut Am Himmel schnurrt ein Flieger Durch laue Winde. |
Ein langes Gähnen In warmer Frühlingssonne Der alte Hund dort. | Das Sonnenschirmgelb lockt schon die ersten Bienen zum Sonnenbaden. |
Magnoliengrüße Aufgeblüht wie über Nacht Erst Ende April. | Der kleine Specht dort fliegt quer über den Waldweg; grellrot im Grünen. |
Horch! Frühlingsrauschen in alten Heckenblättern vom letzten Jahr noch. | Voller Erwartung im kahlen Frühjahrsbeet schon der blaue Krokus. |
Schon Mitte Februar am Tag der langen Schatten Vogelgezwitscher. | Hör, wie sie ziehen! Die ersten Sonnentage mit Kranichgeschrei. |
So zart die Wärme der Februar Abendsonne mit langen Schatten. | Sonnenlichtdusche im dichten Wolkenhimmel, schnell zieht sie westwärts. |
Wie ruhig sie kreisen drei Bussarde im Nebel ganz ohne Sicht doch. | Schöne Hainbuche die Äste laden ein zum Baumhäuser bauen. |
Maiglöckchenparty. Am Rand der Straße feiern sie jetzt schon Frühling. | Der Duft des Holzes vor Tagen frisch gespalten im blinden Nebel. |
Tief fliegt ein Kranich, berührt ja fast die Dächer der Autos im Stau. | Buchfinkenmännchen von Ast zu Ast er zappelt frierend im Nebel. |
Ein Hustelinchen aus Kinderhand verloren am Rand des Weges. | Himmels-Silberling. Die Aprilsonne zahlt nur In kleinen Münzen. |
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Sommer | |
Es ist doch Mai schon Und regnet wie aus Kübeln! Wo bleibt die Sonne? | Fast wie im Dschungel Das Blätterdach der Bäume Der grüne Wahnsinn. |
Plötzlich die Sonne. Nur die Bäche erinnern den großen Regen. | Das Fröschequaken in ersten warmen Nächten im frühen Juni. |
Der große Regen Sei glücklich, gelber Falter! Bei uns im Trocknen. | Wie Sommerbaumschnee fallen aus grünen Kuppeln Die weißen Blüten. |
Ganz niedrig oben Zieht brummelnd seine Spur ein Silber-Zeppelin. | Auf heißem Asphalt Verdampfen die Gedanken Ganz leer der Kopf nun. |
In großer Hitze Die Möwen fliegen schwerer vor Meeressehnsucht. | Auf heißen Steinen Da glüht sogar der Hintern In praller Sonne. |
Die träge Stille Die Stadt in der Dämmerung Vor Hitze erschöpft. | Es riecht nach Rinde Nach ein paar warmen Tropfen Auf feuchtem Asphalt. |
Der kleine Buchfink Er schüttelt sich im Regen Oh, welche Nässe! | Schon wieder Tropfen Bei einem Rheinspaziergang Auf meiner Brille. |
Ein Spätsommerblatt fällt segelnd auf den Schatten der grünen Pappel. | Vorbei der Sommer Als wär er nie gewesen Nach einem Tag schon. |
Im Brennesselmeer die gelben Butterblümchen: der Frühsommerwald. | Sommergrasatem im Duft der Heckenrosen ihr süßrosa Duft. |
Die Wasserkreise in der Pfütze auf Beton: Tropfensinfonie. | Wildblumenwiese, am Steg drei Kormorane: Vogelskulpturen. |
Nur grüne Blätter. Erst der Kopf im Baum entdeckt die roten Kirschen. | Das Schattenrissspiel des Schwarzspechts hoch am Baume Horch: nicht ein Klopfen! |
Fallschirme in rot Im freien Fall von oben Geranienblätter. | |
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Herbst | |
Das scharfe Bellen Beißt in das tiefe Dunkel Der mondlosen Nacht. | So spät der Herbst schon Die roten Hagebutten An kahlen Ästen. |
Die Morgenfeier Am frühen Sonntag morgen Das Glockenläuten. | Die Ahornbäume Leuchtende Spätherbstfackeln Rotgelbe Allee. |
Ein Sonnenschatten Zieht über meine Seele So froh, so traurig. | Das blaue Loch dort Im fliegenden Wolkengrau Ein Himmelsfenster. |
Unerreichbar nah Horizont-Sehnsuchts-Linie Die fernen Hügel. | Das Wolkenkissen So unerreichbar oben Möcht ich mal liegen. |
Die braunen Gräser Gesäumt von gelben Blumen Am Straßenrandstein. | Windmühlen häckseln Wolken in schmale Scheiben Zu Himmelssalat. |
Zartgrüner Bambus vom Balkon gegenüber: Japanischer Gruß. | Einem Adler gleich, der flügelnde Kormoran. So ein Simulant! |
Die Pampasgräser ganz zauselig im Winde so grau der Himmel. | Sogar die Bäche fließen schneller. Im Sturmwind brausende Bäume. |
Das Glockenläuten, ein Kinderfahrrad klingelt im gelben Herbstwind. | Schau dort: ein Lichtsee! Der Himmel ist niemals grau über Zederngrün. |
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Winter | |
Was für ein Taumeln So dicht auf dicht die Flocken Oh, welch ein Schneesturm. | Im stillen Dämmern Das Bellen eines Hundes Vor Jahresende. |
Die nackten Bäume In warmer Frühlingssonne Räkeln die Äste. | Ein Gletscherblau, oh, Das tiefe Sonnenlicht scheint Durch Wellenkronen. |
Der Rauhreif glitzert Auf kurzem Wintergrase In kalter Sonne. | Die harte Erde Sie kracht unter den Schuhen Zerbrechendes Glas. |
Im stillen Nieseln Der Ruf des Frühlingsvogels Am Wintermorgen. | Am kahlen Baum dort Im späten Dezember, ach, Die roten Äpfel. |
Der kleine Käfer Aus umgeworf'nem Wasser Ins Trock'ne krabbelt. | Im fahlen Astwerk Die braunen Buchenblätter Vom alten Jahr noch. |
Die kahle Birke Die weiße Rinde leuchtet Im dunklen Dämmern. | Ein kurzes Wippen Der dunkelgrauen Zweige Die kleine Meise. |
Die Eiseskälte Im Wind trudeln die Vögel Die rauhen Wasser. | Am Neujahrsmorgen Die dichte Wolkenwatte Ein mattes Leuchten. |
Die weiße Birke Vor dumpfem Neujahrshimmel Ein schwacher Lichtstreif. | Am Neujahrsmorgen So rot die Birkenkrone Ach, wär schon Frühling! |
Der alte Birnbaum Auf wintergrüner Wiese Am Neujahrsmorgen. | Dort an der Brücke Über rauschendem Wasser Die ersten Kätzchen. |
Der Vogelschwarm, schau! Aus dunklem Waldesdickicht So plötzlich auffliegt. | Die Nebelschwaden Und matte Silberbäche Im kleinen Wäldchen. |
Ein kleiner Schneerest Vor frisch gepflügter Erde Vom alten Jahr noch. | Auf krausem Wasser Die winterweiße Sonne Als Silberbrücke. |
Der sanfte Schneefall Die leichten Flocken segeln Schau,wie sie leuchten!. | Der blaue Himmel Die Wolken treiben südwärts Oh, könnt ich mitziehn. |
Vor schwarzen Wolken ein blaues Himmelslächeln im Schneegestöber. | Die weißen Flocken Sie fliegen sogar aufwärts So sanft, so leicht, ach! |
Starr auf dem Eissee mit eingezogenen Köpfen die Möwen warten. | |
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